4-Tage-Woche: Arbeiten im Turbo-Modus?
4-Tage arbeiten und drei Tage Freizeit. Dieses Modell wird seit Januar 2024 in einigen deutschen Unternehmen für eine Piltostudie getestet. In anderen Ländern haben Studien bereits positive Ergebnisse erzielt. Aber passt die 4-Tage-Woche zu Deutschland? Welche Chancen können wir als Christen in dem neuen Modell sehen?
Zum Beginn des Jahres haben 45 Unternehmen in Deutschland eine Pilotstudie zur 4-Tage-Woche gestartet. Dahinter steht die Reduktion der üblichen Wochenarbeitszeit von 40 Stunden bei gleichbleibender Bezahlung. Die Pilotstudie beschäftigt sich mit der Frage, welche Effekte eine 4-Tage-Woche in Deutschland auf Produktivität, Arbeitgeberattraktivität, Work-Life-Balance und Gesundheit haben.
Die teilnehmenden Unternehmen decken eine Bandbreite verschiedener Branchen und Unternehmensgrößen ab. Die verschiedenen Modelle zur Arbeitszeitverkürzung bei gleichbleibender Bezahlung sind:
- Die klassische 4-Tage-Woche: Die Wochenarbeitszeit wird um 20% reduziert, sodass ein fester Arbeitstag entfällt.
- Die rotierende 4-Tage-Woche: Die klassische 4-Tage-Woche mit einem flexiblen freien Tag pro Woche.
- Die 4,5-Tage-Woche: Die Wochenarbeitszeit wird um einen halben Tag oder zweiwöchentlich einen ganzen Tag verringert.
- Die verdichtete 4-Tage-Woche: Die Wochenarbeitszeit wird um weniger als 20% verringert und auf 4-Tage verteilt.
- Eine Auswahlversion: Die Wochenarbeitszeit wird um 20% reduziert und die Mitarbeiter können zwischen einer 5- und 4-Tage-Woche wählen.
Erste Herausforderungen
Im Juli 2024 wurde nun der erste Bericht der Pilotstudie veröffentlicht. Die Unternehmen zogen eine Zwischenbilanz und nannten verschiedene Probleme. Der allgemeine Tenor lautet bisher: Sorgfältige Planung ist nicht zu unterschätzen (Zwischenbericht). Umstrukturierungsmaßnahmen wie der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), Digitalisierungsprojekten, neuen Meetingsystemen usw. erfordern ausreichend Vorlaufzeit. Fehlt diese, wird die kontinuierliche Anpassung an eine nachhaltige 4-Tage-Woche zu einer zusätzlichen Aufgabe in reduzierter Arbeitszeit.
In den sechs Monaten brachen zwei Unternehmen das Projekt ab und ein Unternehmen verschob den Start um ein Jahr. Alle weiteren 42 Unternehmen testen weiter.
Zusätzlich zu den betriebswirtschaftlichen Herausforderungen befürchten Kritiker gesamtgesellschaftliche Folgen. Eine 4-Tage-Woche funktioniert gut in Büroberufen, jedoch weniger gut im Gesundheitswesen, Transportwesen, in der Bildung, Landwirtschaft und weiteren Branchen. Diese Ungleichheit birgt das Risiko einer gesellschaftlichen Spaltung.
Das Potenzial für Unternehmen
Die Pilotstudie ist eng verknüpft mit ähnlichen europäischen Projekten. Diese verwandten Studien kamen zum Ergebnis, dass eine geringere Kündigungsrate, weniger Krankheitstage, Motivationssteigerungen und konstante bis leicht steigende Umsätze aus einer 4-Tage-Woche hervorgehen. In der deutschen Pilotstudie wurde bislang eine gesteigerte Arbeitgeberattraktivität durch höhere Bewerberzahlen im Recruiting festgestellt. Die Qualität der eingehenden Bewerbungen bleibt konstant. Zudem wird von gesteigerter Mitarbeitermotivation berichtet, die sich in kreativen Ideen, Leistungssteigerungen und Verantwortungsbereitschaft zeigt.
Am … Tag sollst du ruhen!
Im 2. Mose 34; 21 steht: „Sechs Tage sollst du arbeiten; am siebenten Tage sollst du ruhen, auch in der Zeit des Pflügens und des Erntens.“ Hatte Gott also eine Arbeitswoche, wie sie die Griechen nun zur Option machen, im Sinne?
Hinter dem Vers steht das biblische Prinzip des Sabbats. Einen Tag in der Woche so leben, als wären alle To-Dos erledigt. Dabei soll inne gehalten und Gottes Wesen geehrt werden. Die Realität sieht häufig doch anders aus und volle Terminkalender schwappen auf die Sonn- bzw. Sabbattage über. In einer 4-Tage-Woche liegt die Chance, dass sich Care-Arbeit und Ehrenämter nicht mit dem heiligen Sabbat vermischen.
Als Christen, die wir uns mit der 4-Tage-Woche auseinandersetzen, könnten wir deshalb einen ersten Schritt darin sehen, in Gottes Gegenwart zu treten und zu fragen, wie wir die zusätzliche Zeit zu seiner Ehre nutzen können.